In der ersten Podcastfolge hat sich Filmproduzent Christian Dangelmaier von der ON AIR Videoproduktion aus Bocholt in Nordrhein-Westfalen zugeschaltet und über seine Arbeit und persönlichen Ansichten zum Thema Recruitingfilm gesprochen. Genauso, wie es bei Filmen zur Personalgewinnung sein sollte, hat auch er frei von der Leber und authentisch, Rede und Antwort geliefert. Dafür vielen Dank Christian!
Filmregisseur Marcus Janke: Ja, hallo Christian, schön, dass du da bist. Du vertrittst ja heute ON AIR Videoproduktion, und ich freue mich total, dass wir einmal kurz über das Thema Recruitingfilme sprechen können. Bevor wir das machen, vielleicht hast du ja Lust, dich einmal ganz kurz ein bisschen vorzustellen, dass wir dich überhaupt etwas verorten können.
Filmproduzent Christian Dangelmaier: Ja, moin auch erst mal von mir. Danke für die Einladung, dass ich hier ein bisschen erzählen darf. Ja, mein Name ist Christian Dangelmaier, und ich habe ja schon relativ früh die Leidenschaft fürs Filmen entwickelt. Habe damals eine Fotografenlehre genossen im Hinblick darauf, dass ich dann mal später Videos mache oder beim Fernsehen lande, so war der ursprüngliche Gedanke. Ja, dann hat sich daraus ergeben, dass ich noch eine zweite Ausbildung hinten dran gehängt habe, nämlich die zum mediengestalter Bild und Ton. Und inklusive der Ausbildung bin ich da knapp zehn Jahre im Ausbildungsbetrieb gewesen und hab mich dann 2000, also Ende 2006, dazu entschlossen, mal auf eigene Kappe zu probieren und habe mich dann im Februar 2007 selbstständig gemacht.
Filmregisseur Marcus Janke: Aha, also, dann bist du ja schon ein bisschen dabei. Kannst du dich denn in dem Zusammenhang vielleicht noch daran erinnern, wann du deinen ersten Film gemacht hast, wo der Schwerpunkt auch Personalgewinnung war?
Filmproduzent Christian Dangelmaier: Also, ich kann mich noch genau an das Video erinnern, das ich produziert habe. Ich weiß auch für welchen Kunden, und in Vorbereitung auf das Gespräch heute habe ich mal nachgeguckt, wann das gewesen ist, und das war schon, also ich würde sagen, schon 2016.
Filmregisseur Marcus Janke: War das noch so eine Zeit, wo du vielleicht gar nicht so ganz genau wusstest, wie man das jetzt so organisiert, dass es auch den Mehrwert gibt, den der Kunde vielleicht braucht, oder warst du da auch schon relativ gut organisiert? Das ist ja auch so ein Prozess, denke ich.
Filmproduzent Christian Dangelmaier: Ja, jetzt muss ich dazu sagen, also, der Kunde hatte schon relativ konkrete Vorstellungen. Der Kunde ist auch eigentlich ein ganz cooles Unternehmen. Das hat das eigentlich gar nicht so richtig nötig gehabt, aber die hatte da einfach Bock drauf. Und ja, bei mir ist es halt so, je nachdem, wie der Kunde aufgestellt ist, liefere ich halt mehr oder weniger zu. Das heißt, in dem Fall hatte der Kunde eine eigene Marketingabteilung, das heißt, die haben die ganze Konzeption, die Vorbereitung schon von sich aus zur Verfügung gestellt oder geliefert, und ich musste in Anführungsstrichen nur noch umsetzen. Insofern kann ich zu der Frage eigentlich gar nicht richtig oder kann ich die gar nicht so richtig beantworten.
Filmregisseur Marcus Janke: Na ja gut, du hast jetzt zumindest darauf hingewiesen, dass es offenbar Kunden gibt, die sich super gut vorbereiten, die einen ganz klaren Plan davon haben, was sie haben wollen. Das ist ja nicht nicht die Regel. Vielleicht nutzt du dann einfach mal kurz die Gelegenheit zu sagen, was glaubst du denn, warum der Recruitinfilm, also zur Personalgewinnung, Filme zur Personalgewinnung? Warum die denn überhaupt ein eigenes Format geworden sind, warum die überhaupt Sinn machen?
Filmproduzent Christian Dangelmaier: Ja gut, da würde ich jetzt eigentlich einmal unterscheiden. Die machen Sinn, weil sie eine ganz eigene Zielgruppe ansprechen. Es gibt einige Kunden, die sagen, ja, Imagefilm, hab ich doch, den kann ich auch für Recruiting verwenden, und da sage ich immer, nee, weil Imagefilm ist ganz klar, um neue Kunden zu gewinnen, Und der Recruitingfilm ist halt dafür da, um neue Mitarbeiter zu gewinnen, und das sind halt komplett unterschiedliche Zielgruppen. Und, ich sag mal so, im Erstgespräch sage ich mal ganz platt, letztendlich muss du dich im Recruitingfilm als geiler Arbeitgeber darstellen und sagen, warum es der richtige Weg ist oder der richtige Schritt ist, sich da in dem Unternehmen zu bewerben Und ich glaube, da hat ein Video halt ganz andere Möglichkeiten als jetzt, ich sag mal, eine klassische Print-Kampagne oder so, weil nur im Video kann ich auch Emotionen richtig geil rüberbringen.
Filmregisseur Marcus Janke: Ein gutes Argument von jemanden, der sich die Frage stellt, wie sinnvoll sind wirklich Recruitingfilme, wäre ja zu sagen, naja, jetzt hab ich einen tollen Film, aber das ändert ja überhaupt nichts daran, dass es den Fachkräftemangel gibt. Kannst du das erklären, warum aber trotzdem oder vielleicht gerade, es dann Sinn macht, mit Bewegtbild Kommunikation zu arbeiten?
Filmproduzent Christian Dangelmaier: Ich Glaube, Unternehmen können sich dadurch abheben, dass sie halt mit mit geilen Arbeitsklima punkten. Ich habe gerade gestern noch gedreht für ein Recruiting Video, und da war das einmal mehr halt das Thema. Da sagte die Mitarbeiterin vor der Kamera ganz klar, es nützt mir nichts, wenn ich viel Kohle verdiene, wenn ich viel, wenn ich die besten Arbeitsbedingungen habe, aber wenn, wenn um mich herum irgendwie Leute sind, auf die ich keinen Bock hab oder die mich stressen, dann dann nützt der beste Arbeitgeber nix. Und insofern glaube ich nach wie vor, dass je nachdem, wie man ein Recruiting Video auch inhaltlich gestaltet, man da schon doch deutlich punkten kann.
Filmregisseur Marcus Janke: Zum einen hat man natürlich real in vielen Bereichen nicht nur Fachkräftemangel, sondern ja ohnehin einfach Arbeitnehmer:innen Mangel. Ja. Auf der anderen Seite ist es ja wirklich so, dass viele Menschen auch schlecht verteilt sind. Die sind halt unglücklich. Und warum die nicht zu einem Unternehmen bringen über einen coolen Film, wo sie erahnen, ja, das könnte mein neuer Arbeitsumraum sein. Da könnte ich vielleicht neben der Arbeit, die sowieso gerne mache, auch wirklich Freude haben, dort morgens hinzugehen. Also, ich meine, das ist, ich, sehe das auch so. Ich glaube schon, dass es auch wirklich darum geht, das richtige Team zu finden, und es gibt ja viele Leute, die tagsüber, manchmal auch nachts, im Internet rum surfen und sagen, oder suchen nach einer neuen Herausforderung, wie man so schön sagt.
Ich hab noch ne andere Frage. Und zwar meine Erfahrung ist, der Produzent muss zum Kunden passen. Wie siehst du das?
Filmproduzent Christian Dangelmaier: Da bin ich absolut bei dir, also da sage ich mal, auf jeden Pott passt ein Deckel! Ich habe für mich jetzt im Laufe der Jahre festgestellt, mit welchen Kunden ich gerne arbeite, und das ist relativ einfach. Letztendlich macht die Arbeit auf Augenhöhe Spaß. So, und ich bin, will ich mal überhaupt noch relativ lockere Typ, ein bisschen flapsig, ich kann mich auch ein Stück weit anpassen, klar. Letztendlich ist mir wichtig, dass am Set da wo gedreht wird, dann auch eine gute Stimmung herrscht. Also, dann würde ich halt im Zweifel immer immer eine Kröte schlucken und sagen, ja kommen im Sinne der guten Sache, beiße ich jetzt mal die an Pobacken zusammen. Aber am Ende des Tages, und wenn das Projekt dann durch ist, würde ich wahrscheinlich sagen, na ja, so richtig geil war das jetzt nicht. Insofern habe ich aber das große Glück, dass ich viele Kunden habe, mit denen die Arbeit tatsächlich auf Augenhöhe stattfindet und wo es dann dementsprechend auch viel Spaß macht. Weil ich glaube, auch, dann ist man deutlich kreativer.
Filmregisseur Marcus Janke: Machst du, macht ihr auch, darf man sagen, so eine bestimmte Art von Filmen. Habt ihr auch so eine bestimmte Handschrift, die für bestimmte Kunden besonders geeignet sind?
Filmproduzent Christian Dangelmaier: Das ist eine schwierige Frage. Also ich denke schon, dass wir eine besondere Handschrift haben. Vom Grundsatz her sage ich in solchen Gesprächen immer, ja, ich bin halt klassische Schule, ich habe das also tatsächlich klassisch gelernt. Also das ist noch, was weiß ich, noch regeln gibt, wie zum Beispiel Achsensprung, oder dass ich halt, wenn ich von der einen Perspektive in die andere schneide, eine gewisse Veränderung in der Einstellungsgröße habe oder so. Das sind Sachen, die ich nach wie vor berücksichtige, und ich glaube heutzutage, die Jungen, die jungen Wilden, sag ich mal, die haben es vielfach nicht gelernt. Das heißt aber nicht, dass die schlechte Sachen machen, im Gegenteil, die machen auch sehr gute Sachen. Aber da ist auch viel learning by doinging dabei, und ja. Wir haben bei uns auf der Webseite halt ein paar Beispielvideos, die sich jeder angucken kann, so, und das ist, ich tue mich immer schwer damit zu sagen, dass ich Künstler bin, also bin ich, ich fühle mich nicht als Künstler, aber an der Stelle ist letztendlich alles Geschmacksache, und dem Einen gefällt das, so wie wir es machen, und dem Nächsten gefällt es nicht, und deswegen wiederhole ich mich da gerne, auf jeden Pott passt ein Deckel.
Filmregisseur Marcus Janke: Sag mal, wenn du jetzt mit Kunden ein Vorgespräch hast, gibt es ein Versprechen oder eine Zusage, die du deinem potenziellen Kunden geben kannst. Machst du sowas?
Filmproduzent Christian Dangelmaier: Nein. Im Gegenteil! Also ich hab mal beim Kunden gesessen, hab ich gesagt, aber ich kann dir nicht versprechen, dass du da so und so viele Klickzahlen drauf kriegst. Also jetzt muss man vorausschicken, ich produziere ja nur das Video. Also, ich biete auch als zusätzliche Dienstleistung über Partner an, dass ich halt, ich sag mal, das social media Marketing mache. Aber im Kern produziere ich erst mal das Video, und dann sage ich dem Kunden auch, ich kann dir da nichts versprechen, weil man überhaupt nicht weiß, wie die User ticken. Also ich meine, dawerden Katzenvideos millionenfach geklickt. Wenn ich mir die angucke, dann denke ich ja, das ist technisch nix, das ist inhaltlich genauso langweilig, und deswegen, wie soll man da eine Garantie geben? Aber in dem Zusammenhang habe ich halt ein großes Lob für diese Offenheit gekriegt, weil dieser Kunde halt gesagt hat, dass auch viele das Blaue vom Himmel versprechen.
Filmregisseur Marcus Janke: Und das finde ich wichtig. Es ist ja, also meiner Meinung nach gehört das ja auch zu einem guten Recruitingfilm dazu, dass es da auch um Offenheit und Ehrlichkeit geht. Meine, was nutzt mir das, wenn ich mit Pauken und Trompeten die Leute einsammel und dann arbeiten die bei mir, und nach zwei Monaten merken die, das ist alles erstunken und erlogen – ich bring es mal so ganz platt auf den Punkt.
Filmproduzent Christian Dangelmaier: Sehe ich auch so. Also das für mich die oberste Prämisse. Ein Recruiting Video muss authentisch sein, und ich sag mal so, in unserem Fall arbeiten wir sehr gerne mit O-Tönen, mit Mitarbeitern, die halt vor der Kamera stehen und sprechen, und da sagen wir also, wir haben natürlich wünsche mit Kernaussagen, die übermittelt werden sollen. Aber letztendlich sagen wir auch, wenn ihr da nicht hinter steht, dann lasst es, und nur so kriegt man die Authentizität hin. Und letztendlich ist es genauso, wie du gesagt hast. Also wenn ich da im Video Gott weiß was verspreche und sich darauf hin, ein paar Leute bewerben, eingestellt werden und nach drei Wochen schon feststellen, Mensch, die Unternehmenskultur ist hier eine ganz andere, dann ist das ein Bumerang.
Filmregisseur Marcus Janke: Noch eine Sache, die ich auch super spannend finde, weil meine Kunden in dem Bereich wirklich immer fast das gleiche sagen: ein richtig guter Film darf nicht länger als 60 Sekunden sein. Weil die natürlich immer denken, das ist da draußen so. Beim Recruitingfilm sehe ich die Welt ja ganz anders. Was sagst du denn zum Thema Spiellänge?
Filmproduzent Christian Dangelmaier: Da schlage ich dann immer die Hände über dem Kopf zusammen und sage immer ein Film darf so lang sein, wie er kurzweilig ist. Klar, wenn ich jetzt mal technische Vorgaben berücksichtige, dass ich bei Instagram irgendwie ein Reel poste oder so was, dann im Idealfall 60 Sekunden, ist. Klar, dann stimmen die 60 Sekunden. Aber einfach vom rein Inhaltlichen her bin ich der Meinung, darf ein Video auch länger sein, solange es gut ist. Ich vergleiche das immer so ein bisschen mit der Autowerbung. Wenn wenn jetzt ein Autohersteller, um keine Namen zu nennen, ein neues Modell auf den Markt bringt, dann schalten die im Fernsehen ein Werbespot. Der dauert 20 Sekunden. Und in den den 20 Sekunden wird ja nicht die komplette Story erklärt oder nicht das komplette Auto beschrieben, nicht alle Features oder so. Sondern das ist ein Teaser, der heiß machen soll auf mehr. Und wenn das geklappt hat und der Kunde quasi angebissen hat, dann ist ja im Idealfall der nächste Schritt, dass man auf die Landingpage kommt, und da ist die Verweildauer dann deutlich länger. Das heißt, sobald ich halt ein entsprechendes Interesse an irgendeine Sache habe, in unserem Fall jetzt einem Unternehmen, dann beschäftige ich mich da ja auch länger als 60 Sekunden mit. Weil ich sage jetzt mal, ich hab einen gut funktionierenden oder mehr oder weniger gut funktionierenden Job, den werbe ich ja nicht einfach aufgrund eines 60 Sekunden Videos hin, sondern ich beschäftige mich mit dem Unternehmen, sehe zu, dass ich noch mehr Informationen kriege, und wenn ich dann noch mal ein Video sehe, was drei, vier Minuten lang ist, dann ist es halt so. Auch da erkläre ich, vergleiche ich mit dem Auto wieder, wenn ich mich einmal für ein Auto entschieden habe, dann gucke ich auch bei YouTube nach Videos, Rezensionen oder Reviews, und die sind, das sind Videos, die sind 15 Minuten lang, die gucke ich mir in aller Ruhe an, solange sie wirklich inhaltlich auch nach wie vor auf dem Punkt sind und nicht so ewig lange drum rum gelabert wird. Da habe ich überhaupt kein Problem mit. Und das ist auch meine Meinung dazu. Klar, ich muss einmal kurz anfixen, damit der User interessiert ist, den nächsten Schritt zu gehen, und im zweiten Schritt bin ich der Meinung, darf das Video dann auch ein bisschen länger sein.
Filmregisseur Marcus Janke: Ein großartiges Schlusswort, das klingt doch richtig gut. Christian, vielen Dank, dass du dich kurz reingeschaltet hast.
Filmproduzent Christian Dangelmaier: Ja, ich danke dir für die Einladung.
Filmregisseur Marcus Janke: Lass uns doch mal gucken, was die anderen noch zu erzählen haben. Bin ich ja auch sehr gespannt drauf, muss ich ehrlich sagen.
Filmproduzent Christian Dangelmaier: Ja, ich glaube, da gibt es ja viele Sichtweisen. Insofern ist es mit Sicherheit spannend, dran zu bleiben und sich die anderen Podcasts auch anzuhören.